Johannes80
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Harnik: "Ich kämpfe für einen anderen Status" |
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Zwei Bundesligaspiele hat Martin Harnik in dieser Saison gemacht. Am 3. und am vergangenen Sonntag, dem 18. Spieltag. Dazwischen lagen fünf Monate Verletzungspause. Grund genug für WERDER.DE, um sich in aller Ruhe mit dem Österreicher aus Hamburg zu unterhalten: Über seinen Neuanfang, den Unterscheid zu seinem Karrierestart und warum Aaron Hunt ein Vorbild ist.
Martin, wie oft hast du in der Hinrunde in den Plastiksitz gebissen, weil du die Chancen gesehen hast, in die Profi-Mannschaft zu rutschen, aber verletzt warst?
Ganz ehrlich, es gab schon einige Spieltage, an denen ich auf der Tribüne haderte, weil ich gesehen habe, dass Spieler aus der zweiten Reihe ihre Chancen bekommen und ich verletzt rumsaß. Ich habe es jedem von den Jungs gegönnt, aber mir natürlich auch selbst in den Arsch gebissen, dass ich da nicht dabei sein konnte.
Seit Sonntag ist das anders, du bist wieder mittendrin. Jetzt gilt es dabei zu bleiben?
So ist es. Jetzt habe ich hoffentlich alles überstanden. Dieses Jahr wünsche ich mir eine verletzungsfreie Zeit. Für alles andere muss ich hart arbeiten.
Die verletzungsfreie Zeit möchte man der ganzen Mannschaft wünschen. Da seid ihr doch schwer gebeutelt worden in den letzten Monaten.
Man kann ja sagen, dass alles mit meiner Verletzung anfing. Im Sommer-Trainingslager in Schruns haben einige noch EURO-Pause gehabt, aber sonst waren alle fit. Auch bei mir lief es eigentlich ganz gut. Dann kam das Testspiel gegen St. Gallen, als ich mir das Innenband im Knie leicht eingerissen habe. Da fing auch das allgemeine Pech in der Mannschaft an. Bei mir schlug es wieder beim Länderspiel gegen die Färöer mit dem Bänderriss im Sprunggelenk zu, der mich wegen eines dann auftretenden Knochenödems bis jetzt außer Gefecht setzte. Ach ja letzte Woche war ja dann auch noch die Zerrung im Hüftbeuger.
Anfang Januar hast du deinen persönlichen Startschuss gegeben für den langen Weg zurück ins Team.
Die Entscheidung habe ich nicht allein getroffen. Es war ja auch mal eine Ausleihe im Gespräch. Aber wir haben uns Ende des Jahres noch einmal alle zusammengesetzt – Klaus Allofs, Thomas Schaaf, mein Berater und ich. Wir haben über meine Situation gesprochen und ich gewann den Eindruck, dass alle Seiten 100prozentig dahinterstehen, wenn ich nach meiner Verletzungspause hier den Durchbruch anstrebe. Bei allen Problemen, die vielleicht noch auftauchen. Ich stehe zu 100 Prozent hinter diesem Plan.
Was hat der Trainer gesagt? Wie kann man sich das vorstellen?
Der Trainer hat noch mal unterstrichen, dass ich die gleichen Chancen habe, mich in den Fokus zu spielen wie alle anderen. Aber er hat auch gesagt, dass er sich vor allem in den Trainingseinheiten noch mehr Konstanz von mir wünscht. Daran muss ich jetzt arbeiten. Ich weiß, dass er damit Recht hat. Das ist schon seit längerem so.
Wie oft zieht man als Spieler Zwischenbilanz - nach jeder Einheit oder blickt man auf die Trainingswoche oder den letzten Monat zurück?
Nein, bei mir ist das eigentlich von Training zu Training. Es gibt Abende, da gehe ich zufrieden nach Hause. Da weiß ich, dass es gut lief, dass einiges gelungen ist. Aber es gibt auch andere, wo du zu Hause sitzt und denkst: mein Gott, was hast du heute zusammengespielt.
Die neue Situation im Sturm muss dir doch einen besonderen Kick geben. Durch den Wechsel von Sanogo rückst du mehr in den Blickpunkt. Sogar Klaus Allofs verwies bei WERDER.TV darauf, dass man einen Martin Harnik nicht vergessen sollte.
Von dem Sanogo-Wechsel, habe ich sicher als Letzter erfahren. Ich hatte damals den ganzen Tag Reha-Training und habe abends beim Surfen im Internet die Meldung gelesen. Als ich sah, was Klaus Allofs bei WERDER.TV dazu sagte, habe ich mich natürlich gefreut. Aber es bleibt dabei: Bei Werder Stammspieler zu werden, wird jetzt auch nicht einfach.
Sind die Voraussetzungen nach einem halben Jahr Verletzungspause nicht die gleichen, wie damals als du bei Null angefangen hast. Richtig große Erwartungen darf eigentlich niemand sofort in Dich setzen?
Die Situation ist ähnlich, aber doch ganz anders. Als ich damals in den Kader reingerutscht bin, habe ich mir einfach gedacht: Ruhig bleiben und einfach mal eine Visitenkarte abgeben. Es gab keine Fernziele, keine Erwartungen. Jetzt sehe ich schon eine Chance, mich dauerhaft festzusetzen. Jetzt verspüre ich einen ganz anderen Druck. Ich muss ja erstmal dahin kommen, wo ich schon war, das wäre nach der Verletzung der erste Schritt. Und dann soll es weiter gehen. Ich gehe in jede Trainingswoche mit dem Ziel rein, diese Gelegenheit beim Schopf zu packen.
Viele Jugendliche würden behaupten, dass du den Durchbruch schon geschafft hast. Immerhin stehst du im Kader des Vize-Meisters?
Natürlich weiß ich, was das für ein Glück ist, sich bei so vielen Talenten in Deutschland ein bisschen nach oben abzusetzen. Aber der Durchbruch war das noch nicht. Ich habe das Gefühl, dass ich noch mittendrin stecke. Natürlich bin ich schon etwas näher am Profibereich dran, aber ich kämpfe darum, einen anderen Status zu erreichen. Ich hänge da noch zu sehr zwischen den Stühlen Bundesligateam und Dritte Liga. Fußballerisch orientiere ich mich an Aaron Hunt, der eine ähnliche Ausgangslage hatte wie ich und sich sportlich total von der U 23 abkapseln konnte. Er hat es wirklich geschafft. Leider hat er es gerade mit seinen Verletzungen auch nicht leicht.
Mit deiner Einstellung würdest du nicht zu den jungen Spielern zählen, über die Mannschaftskapitän Frank Baumann im Herbst anmerkte, dass es ihr zu gut geht, dass sie zu früh zufrieden ist.
Na ja, ich glaube, dass man differenzieren muss. Ich kann da nur für mich sprechen und ich habe mir vorgenommen, mir kleine Ziele zu setzen und sie dann auch umzusetzen. Ich würde als junger Spieler nicht sagen, dass ich von Titeln träume. Ich würde es der Mannschaft und dem Verein wünschen und ich möchte auch etwas dazu beitragen. Aber wichtig ist es jetzt für mich so oft wie möglich zu spielen. Danach gehe ich den nächsten Schritt.
Geselligkeit steht am Dienstagabend ab 19 Uhr bei der Veranstaltung "Werder ohne Grenzen – ein Heimatabend mit Martin Harnik und Sebastian Prödl" auf dem Programm. Wo liegt deine Heimat? Bei dir scheint es etwas kompliziert zu sein?
Mein Herz schlägt für Werder, ich habe österreichische Wurzeln, aber meine Heimatstadt ist Hamburg, wo ich aufgewachsen bin. Wenn es einmal hier endet, werde ich auch da wieder hinziehen. Dort habe ich die meisten Freunde. Trotzdem kann ich sicher auch zum Österreich-Abend etwas beitragen.
Du kannst sicher am besten über die Unterschiede zwischen beiden Ländern aufklären. Wo liegen die denn genau?
In erster Linie ist es schon die Sprache. Da kann ich mich an die eine oder andere Situation bei meinen ersten Einätzen für die Nationalmannschaft erinnern, bei denen ich dachte: Oh Gott, was will der jetzt von mir. Von solchen Szenen werden wir sicher berichten. Aber ich will auch nicht zu viel verraten. Wir werden die Unterschiede bestimmt am Dienstagabend mit etwas Pep herausarbeiten. Das wird sicher kein Abend, der so einfach abläuft. Sebastian und ich werden da sicher auch für den einen oder anderen Lacher sorgen. Wir werden uns ordentlich vorbereiten.
Wann ist denn Österreichs Nationalfeiertag?
Oh, das wäre so eine Info, die ich noch mal nachschlagen müsste. Aber ich denke, der Abend mit Sebastian wird weniger ein Österreich-Abend als viel mehr ein steirischer Heimatabend. Wir sind ja beide in dieser Region verwurzelt.
Also basiert schon vieles auf euren gemeinsamen steirischen Wurzeln?
Aber das ist ja nicht der einzige Grund, ich verstehe mich ja auch mit Clemens Fritz gut, und der kommt nicht aus Österreich, sondern aus Thüringen. Vielleicht sollte man mit ihm den nächsten Heimatabend organisieren. Manchmal denke ich, da gibt es mehr Unterschiede als zu den Österreichern. Auch in der Sprache.
Interview: Michael Rudolph
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