Saba
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Der große Kracherhunger zwischendurch
Juli und August. Monate des Grauens. Fußball wird dann grundsätzlich nur da gespielt, wo wir gerade nicht sind, und die Fußball-Großereignisse der Sommerpause sind vom sportlichen Wert her etwa in der Nähe einer Wok-WM anzusiedeln.
Das Methadonprogramm für den deutschen Fußballfan lautet so lange: Vorfreude auf die kommende Saison! Das ist einfach, wenn Du Fan von Real Madrid bist und Dein Vereinsboss gerade vollkommen durchbrizzelt, was sich dadurch äußert, dass ab August die 15 größten Stars des Weltfussballs der letzten 20 Jahre gleichzeitig zum ersten Mal das Leibchen Deines Vereins überstreifen, um in Spanien diesmal eine noch glamourösere Vizemeisterschaft einzufahren als zuletzt.
Nicht ganz so leicht fällt es, sich das ganz große Kribbeln zu autosuggerieren, wenn man Fan eines völlig verarmten Problemvereins ist, also zum Beispiel von Hertha BSC Berlin, oder durch einen schweren Schicksalsschlag vielleicht sogar Fan von Energie Cottbus oder Alemannia Aachen. Das sind keine doofen Vereine, aber ihre Chance auf den Transfer von z.B. Fernando Torres in ihre Stadt befindet sich in diesen Tagen in einem Bereich, den man mathematisch vernachlässigen kann.
Bleibt die Hoffnung auf Kracher, die heute noch niemand kennt. Schnäppchen. Rohdiamanten, denn für Gekochte haben deutsche Klubs nicht genügend Geld, oder nicht ausreichend durchgebrizzelte Milliardärspräsidenten. Während z.B. Schalke 04 also in Südamerika wahrscheinlich auch in diesem Sommer das eine oder andere verbogene Talent aufgreift, sucht der Rest der Liga nach verborgenen Talenten.
Die Fans nehmen an dieser Suche regen Anteil. Früher an Stammtischen, heute in Internetforen. Da gibt es Vorschusslorbeeren und vernichtende Urteile vorab, meistens basierend auf bestenfalls dünnem Basiswissen über den Spieler, der gerade im Gespräch ist. Euphorisch reagieren die Fußballfreunde in aller Regel auf Namen aus Südamerika. Dabei ist es ganz egal, ob der jeweilige Spieler jemals auch nur eine Sekunde lang begutachtet werden konnte. Sobald ein Spieler, sagen wir mal, "Leandro Guerrero Batista" heißt und nicht zu billig ist, drehen alle Fans in den Foren kollektiv durch fordert euphorisiert die sofortige Verpflichtung.
Gerüchte dieser Art werden oft garniert durch rudimentäre Informationen wie "soll einen ganz guten linken Fuss haben, hat U21 gespielt und hat eine Ausstiegsklausel". Das Höchste der Gefühle ist das mittlerweile übliche Youtube-Video des Spielers, in dem geschickt aneinandergeschnittene Szenen aus den letzten Jahren den Eindruck erzeugen, Leandro Guerrero Batista sei einer der besten Stürmer des Erdballs, das wisse nur noch keiner. Ekstase allerorten, ungeachtet der Tatsache, dass man mit etwas Fingerfertigkeit ein solches Video auch von Dieter Thomas Heck zusammenbasteln könnte. Egal - so einen Mann muss man holen, wenn man ihn kriegen kann. Okay – hat zuletzt in Belgien gespielt, Royal Antwerpen oder so, und dort bei genauerer Betrachtung auch nur acht Tore in vier Jahren erzielt, aber das überliest man dann absichtlich.
Es blüht die Zeit von Expertisen wie "Also, ich kenne den ja nicht, aber wenn wir so einen Mann für 6 Millionen kriegen können, wäre das ein genialer Transfer!"
Denn der Traum will leben: Der Traum vom günstig erstandenen Supermann, den man mit erigierter langer Nase der gesamten Weltelite vor der Nase wegschnappte, weil die alle zu blöd waren, um dieses Juwel zu entdecken. Und deshalb spielt Batista, der meistens auch "Dudu", "Jojo", "Lulu" oder "Fifi" genannt wird, nun eben nicht in Barcelona oder bei ManU, sondern in Paderborn oder Aalen.
Oft kommt dann irgendwann in der Saison die Erkenntnis, dass Brasilianer nicht automatisch Weltstars werden. Manche entpuppen sich nicht als neuer Rivaldo, sondern als neuer Heinz Eckner.
Noch viel schneller breitet sich die Enttäuschung in den Foren aus, wenn kein Batista geholt wird, sondern wieder mal irgendeiner aus dem Ostblock. Ein Billig-Bulgare, ein Sonderangebots-Slowake oder ein Umsonst-Usbeke. Nennen wir ihn stellvertretend Hristo Gospodinov. Auf Leihbasis von Lokomotive Plovdiv gekommen, und es gibt nicht mal ein YouTube-Video! Hei, wie schreit die Fangemeinde nun enttäuscht auf: "Wie soll so einer uns weiterhelfen???"
Entscheidend ist auf’m Platz. Vielleicht schlägt der Bulgare ein, vielleicht wird der Brasilianer zum Millionengrab. Im Internet ist es grundsätzlich umgekehrt, schon vor dem ersten Anpfiff.
Juli und August. Eine Zeit, in der sich Fußballfans zickig gebärden. Und gereizt und ungeduldig und unzufrieden. Als ob sie ihre Tage haben.
Deshalb nennt man diesen Zeitraum auch "Transferperiode".
von Arnd Zeigler
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