"Nie wieder lustige Spieler-Fragebögen ausfüllen!" |
Johannes80
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"Nie wieder lustige Spieler-Fragebögen ausfüllen!" |
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Nach seiner zehnten Saison bei Werder Bremen hat Frank Baumann seinen Rücktritt von der aktiven Karriere bekannt gegeben. Nach dem DFB-Pokal-Finale ist Schluss. Doch nach 15 Profijahren bleibt er Werder erhalten, im Januar 2010 wird er als Assistent von Klaus Allofs ein Büro in der Werder-Geschäftsstelle beziehen. In einem langen Exklusiv-Interview mit WERDER.DE sprach er über die Veränderungen und über seine lange Karriere. Heute Teil 1!
Frank, Du hast Deine Entscheidung getroffen! Nach zehn Jahren in Bremen, nach 18 Jahren leistungsorientiertem Fußball bei Werder, dem 1. FC Nürnberg und beim TSV Grombühl beendest Du Deine aktive Karriere. Bist Du Dir wirklich sicher?
Ja, so eine Entscheidung fällst du nicht von heute auf morgen, sie reift in einem längeren Prozess. Die ersten Gedanken dazu, habe ich im Herbst letzten Jahres entwickelt. Im Winter wurde es dann noch ein bisschen stärker, aber je näher die Entscheidung dann rückte, desto schwerer fiel es mir wieder. Aber jetzt bin ich mir sicher, dass es der richtige Schritt ist.
Bist Du aufgewacht und hast Dir gesagt, mir ist alles ganz klar, ich höre auf? Kannst Du Dich an den Moment erinnern, in dem die Entscheidung für Dich fiel?
So einen bestimmten Tag kann ich eigentlich nicht benennen, aber es gab vor mehreren Wochen eine Phase, in der ich in verschiedenen Trainingseinheiten das Gefühl hatte, dass ich das für mein Leben jetzt nicht mehr so brauche. Es waren keine besonders anstrengenden oder ungewöhnliche Einheiten, sondern der ganz gewöhnliche Trainingsalltag. Da war ich mir dann sicher. Das ist jetzt so fünf, sechs Wochen her.
Hast Du mit diesem Gedanken im Hinterkopf die letzten Halbserie noch einmal ganz bewusst genossen, jedes Stadion noch einmal auf Dich wirken lassen, die Euphorie der Fans aufgesogen?
Genießen ist das falsche Wort, es war noch einmal Motivation genug, alles aus sich rauszuholen, noch einmal alles zu geben. Aber ich wollte den Rücktritt auch nicht zu früh bekannt geben, um so eine hochoffizielle Abschiedstour zu vermeiden. Ich glaube, ich hätte mir da keinen Gefallen getan. Ich war noch nie einer, der sich in den Vordergrund gedrängt hat und das wollte ich jetzt auch nicht. Deswegen war es mir auch ganz recht, dass es jetzt mit den beiden Finals genug andere Dinge zu schreiben und zu senden gab.
Das perfekte Schlussbild wäre nun, dass Du am Sonntag noch einmal als Kapitän einen Pokal auf dem Bremen Rathaus-Balkon in die Höhe stemmst.
Ich hätte nichts dagegen, es wäre ein schöner Nebeneffekt. Aber ich höre nicht auf, nur weil es jetzt die Möglichkeit für ein schönes Karriereende gibt. Ich weiß, dass es auch noch ganz anders ausgehen kann, wir nichts in den Händen halten. Dann steht mein Entschluss genau so fest. Aber es ist schon so, dass es ein Ziel von mir war, diese beiden Endspiele zu erreichen, wenn möglich auch die beiden Titel. Den ganzen Trouble darum habe ich bewusster wahrgenommen. Leider auch die Enttäuschung in Istanbul. Vielleicht erfahre ich auch noch einmal die positive Seite eines Endspiels. Wir haben es selbst in der Hand.
Wie hat Werder Bremen auf Deine Entscheidung reagiert?
Werder hätte gern mit mir weitergemacht, wenn ich das Signal dazu gegeben hätte. Ich denke aber, dass sie die Entscheidung nicht so sehr überrascht hat, denn natürlich habe ich auch in der Vergangenheit immer mal wieder mit Thomas und Klaus über die Situation gesprochen. Es war ja in den letzten zehn Jahren immer eine sehr enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit, für die ich mich auch bedanken möchte. Sie haben mir die Chance gegeben hier in den letzten zehn Jahren diese Rolle zu spielen.
Kommt Dein Ausstieg nicht sehr früh. Es gibt doch noch viele Spieler, die auch mit 36, 37 Jahren noch aktiv sind.
Da muss ich widersprechen, ich glaube, dass es gar nicht mehr so ist. Vor zehn Jahren hätte ich die Aussage bestätigt, aber heute gibt es höchstens noch ein Handvoll Profis, die mit Mitte 30 oder darüber hinaus noch auf hohem Niveau aktiv sind. Es ist schon ein Trend geworden, früher aufzuhören. Das liegt an der größeren Belastung, an der Entwicklung des Spiels zu mehr Athletik und an der größeren Konkurrenz durch die Aufhebung der Ausländerbeschränkungen.
Hattest du Vorbilder oder sogar Berater bei Deiner Entscheidung. Marco Bode hat auch nach einem internationalen Finale mit 32 aufgehört. Du bist nur ein Jahr älter.
Natürlich muss man das mit Menschen aus dem näheren Umfeld besprechen. Da gehört sicher meine Familie dazu, meine Frau, mein Vater, aber auch mein Berater. Letztendlich kann jeder aber auch nur Tipps und wichtige Hinweise geben. Aber ich habe es in meiner Karriere schon immer so gehalten, dass ich meine Entscheidungen nach meinem Gefühl selbst getroffen habe. Und was Wechsel und Vertragsverlängerungen betrifft, habe ich da nicht so falsch gelegen.
Jetzt wirst Du in eine neue Rolle schlüpfen. Du sollst ab dem 1. Januar als Assistent von Klaus Allofs bei Werder mitwirken. Hast Du Dir das halbe Jahr Pause gewünscht?
Ja, das war mir in den Gesprächen, die in den vergangenen Wochen liefen, ein großes Anliegen. Ich wollte zeitnah mitwirken, aber auch genug Auszeit bekommen. Ich brauche erst etwas Abstand, ich will den Samstag-Mittwoch-Profi-Rhythmus abschütteln und ins ‚normale’ Leben reinkommen. Diese Zeit werde ich zur Erholung nutzen, aber auch schon zur Weiterbildung. Außerdem möchte ich Abstand vom Bundesliga-Alltag als Spieler bekommen und etwas Distanz zur Mannschaft aufbauen, die mir in meiner neuen Funktion helfen wird. Ich will gut vorbereitet im Januar in die Geschäftsstelle zurückkehren. Doch bald stehen erst einmal fünf Wochen Urlaub mit meiner Familie auf dem Plan. So etwas habe ich noch nie gemacht. Darauf freue ich mich sehr.
Wie muss man sich die Arbeitsplatzbeschreibung des Assistenten des Geschäftsführers Profifußball vorstellen? War das Dein Wunsch? Wäre auch ein Platz im Trainerstab eine Option gewesen?
In den Arbeitsbereich bei Klaus Allofs Einblick zu erhalten und ihn zu unterstützen, ist eine große Chance für mich. Ich komme in diesen zweieinhalb Jahren, in denen mein Vertrag läuft, als Lehrling hierher zurück, der sehr davon profitieren wird, von so einem erfahrenen Mann wie Klaus zu lernen. Dennoch will ich schnell in meine neue Aufgabe hineinwachsen. Für die Zukunft werde ich mich aber auch in anderen Bereichen fit machen. Ich werde auch den Trainerschein absolvieren, der auch für die Aufgaben im Sportmanagement nicht schadet. Mal sehen, wie ich das alles unter einen Hut bekomme. Ich könnte mir auch vorstellen nach den zweieinhalb Jahren als Trainer zu arbeiten, man kann sich da nie wirklich festlegen.
Was wird dir nach deinem Ausstieg als Profi am meisten fehlen und welche Entbehrung bist du gerne los? Es wird sicher kein schlechtes Gefühl sein, Anfang Juli nicht auf der Fähre nach Norderney zu sitzen?
(lacht) Also die Fahrt mit der Fähre war noch das kleinste Übel. Aber danach folgte natürlich nicht die große Party. Wobei, ich glaube sogar, dass mir diese körperliche Belastung, dieses Auspowern auf dem Trainingsplatz fehlen wird. Auch dieses Zusammengehörigkeitsgefühl, dieses Zusammensein, die Gespräche und Gepflogenheiten im Massageraum, der gemeinsame Trainingsalltag. Und natürlich auch die Spiele, die gemeinsamen Erfolge werden einem schnell fehlen. Deswegen ist eine Auszeit auch nötig. Ich muss Abstand von diesen ganzen Dingen bekommen.
Aber es muss doch auch wirklich positive Seiten des Abschieds geben?
Ich werde nie wieder einen lustigen Fragebogen für Internet oder Sonderhefte ausfüllen, dieses Zeremoniell - meist zu Saisonbeginn - war mir immer ein Graus. Über drei Dinge für einsame Inseln, Potenzielle WG-Mitbewohner oder welche historischen Ereignisse der Weltgeschichte ich gerne verändert hätte, habe ich mir immer nur sehr selten nützliche Gedanken gemacht.
Jetzt mal Spaß bei Seite.
Na gut, das Hotel-Hopping wird mir nicht fehlen. In den letzten Wochen ging es ja nur von Hotel zu Hotel und wenn man mal ein wichtiges Spiel gewonnen hatte, konnte man sich gar nicht richtig freuen, weil man drei Tage später wieder auf dem Platz stand. Was uns trotz des verlorenen Endspiels in dieser UEFA-Pokal-Saison geglückt ist, ist doch vielen uns noch gar nicht richtig bewusst. Das wird dir erst im Urlaub in der Sommerpause klar. Immer ging es nur Schlag auf Schlag. Für die Vergangenheit hast du keine Zeit. In den nächsten Monaten werde ich mir die Zeit nehmen, da einiges aufzuarbeiten.
Das Gespräch führte Michael Rudolph
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26.05.2009 20:29 |
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Seine lustigen Fragebögen werden mir fehlen.
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26.05.2009 21:08 |
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Der Insider-Fragebogen von Baumi:
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Frage: Was wird Werder in der Saison 2008/09 erreichen?
Antwort: Den Gipfel
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Frage: Worauf freust du dich in der neuen Saison am meisten?
Antwort: Auf den Anstieg zum Gipfel
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Frage: Gegen welche Mannschaft würdest du in der Champions League am liebsten spielen?
Antwort: Manchester United
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Frage: Welcher prominenten Person würdest du eine Dauerkarte für das Weser-Stadion schenken?
Antwort: So etwas Wertvolles verschenkt man nicht
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Frage: Welchen noch aktiven Fußballer siehst du am liebsten Spielen?
Antwort: Petri Pasanen
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Frage: Welche Eigenschaften/Stärken schätzt du an Mitspielern am meisten?
Antwort: Siegeswille
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Frage: Welche Übung machst du im Training am liebsten?
Antwort: Fußball spielen
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Frage: Was ist das Besondere an Werder?
Antwort: Das 'W' auf dem Trikot
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Frage: Der Trainer gibt überraschend trainingsfrei. Was machst du?
Antwort: Ich wäre so überrascht, dass ich nichts unternehmen könnte
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Frage: In welchem Kinofilm hättest du gerne eine Rolle übernommen?
Antwort: In keinem, da mein schauspielerisches Talent sehr begrenzt ist
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Frage: Welche ist deine Lieblingsband oder wer ist dein Lieblingsmusiker?
Antwort: Red Hot Chili Peppers
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Frage: Welches Schulfach mochtest du früher am wenigsten?
Antwort: Chemie
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Frage: Was würdest du für kein Geld der Welt tun?
Antwort: Nach meiner Karriere noch einmal einen Fragebogen ausfüllen
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Frage: Was machst du als erstes, wenn du aus dem Bett steigst?
Antwort: Testen, ob ich den Treppenlift schon installieren muss
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Frage: Bei welchem Sportereignis der Geschichte wärst du gerne dabei gewesen?
Antwort: Beim ersten Wimbledon-Sieg von Boris Becker
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Frage: Welche drei Dinge gehören unbedingt auf deinen Frühstücks-Tisch?
Antwort: Zeitung, Kaffee, Nutella
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Frage: An welchen Moment deiner Kindheit erinnerst du dich am besten?
Antwort: An ein 2:2 gegen Schweinfurt 05 in der C-Jugend
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Frage: Was sind die drei wichtigsten Dinge im Leben?
Antwort: Gesundheit, Zufriedenheit, Weltfrieden
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Frage: Nenne deine wichtigste positive und deine wichtigste negative Eigenschaft?
Antwort: + Gelassenheit - Gelassenheit
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Frage: Welches ist dein wichtigstes privates Ziel für die nächsten Monate?
Antwort: Eine sinnvolle Beschäftigung zu suchen, falls tatsächlich Frage 9 eintrifft
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26.05.2009 22:14 |
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Der Mann ist klasse!
Bei Bremen4 meinten sie gestern,das er einer der wenigen Fußballer wäre,die den Kopf auch zum denken benutzen...
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27.05.2009 08:57 |
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Original von Anja22
Der Mann ist klasse!
Bei Bremen4 meinten sie gestern,das er einer der wenigen Fußballer wäre,die den Kopf auch zum denken benutzen...
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Wo sie auch recht haben
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27.05.2009 13:29 |
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Johannes80
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Themenstarter
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"Fast täglich rief Thomas Schaaf bei mir an" |
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Nach seiner zehnten Saison bei Werder Bremen hat Frank Baumann seinen Rücktritt von der aktiven Karriere bekannt gegeben. Nach dem DFB-Pokal-Finale ist Schluss. Doch nach 15 Profijahren bleibt er Werder erhalten, im Januar 2010 wird er als Assistent von Klaus Allofs ein Büro in der Werder-Geschäftsstelle beziehen. In einem langen Exklusiv-Interview mit WERDER.DE sprach er über die Veränderungen und über seine lange Karriere. Heute Teil 2!
Frank, vor neun Jahren bist du zum damals jüngsten Kapitän der Bundesliga gewählt worden. Kannst du dich noch daran erinnern? Es war eine Abstimmung, die du knapp gegen Frank Rost gewonnen hast.
Natürlich das war schon ein Moment, der mir sehr viel bedeutete. Es war eine riesige Anerkennung für mich als jungen Spieler, der auch erst ein Jahr zuvor zu Werder gekommen war. Es gab die Situation, dass die Kapitänsrolle vakant war und mehrere ältere Spieler aus unterschiedlichen Gründen dieses Amt nicht ausfüllen wollten und jüngeren Teamkollegen die Chance geben wollten. Es standen dann einige zur Wahl und dazu gehörten auch ‚Fäustel’ und ich. Es war ein ganz knappes Ergebnis. Ich denke Fäustel wäre es auch gern geworden, aber er hat es mich nie spüren lassen, er hatte es akzeptiert.
Was viele nicht wissen, Dein Wechsel zu Werder war Liebe auf den dritten Blick? Kannst Du das erklären?
Das ist sehr blumig umschrieben, aber es stimmt, es war ein Wechsel mit einigen Anläufen. Ich hatte schon zwei, drei Jahre vorher sehr engen Kontakt zu Werder. In meinem ersten Zweitligajahr in Nürnberg, habe ich eine sehr, sehr ordentliche Saison gespielt. Leider sind wir dennoch abgestiegen, was aber auch daran lag, dass wir mit einem Punktabzug gestartet waren. In dieser Zeit fragte Bremen an, genau so wie sechs, sieben andere Teams. Aber schon damals zog mich einiges nach Bremen. Komischerweise war trotz aller Offerten nur zu Gesprächen in Bremen und saß dann in der damaligen "Villa Verde", dem Stadion-Restaurant, mit dem Vorstand zusammen, mit Dr. Franz Böhmert, Klaus-Dieter Fischer und Willi Lemke, der damals noch Manager war. Das war ein richtig gutes Gespräch. Da hat mich Werder schon sehr beeindruckt.
Doch aus diesem Date wurde dann nichts.
Ja, ich hatte mich dann doch dazu entschieden, in Nürnberg zu bleiben. Wir waren abgestiegen und ich wollte das mit ausbügeln. Aber gerade weil der Besuch in Bremen eigentlich sehr gut war, habe ich mich dann entschlossen einen Brief zu schrieben, in dem ich meine Entscheidung erklärt habe. Ich glaube, da stand sogar drin, dass man vielleicht später noch einmal zusammenkommen könnte.
Und im zweiten Versuch war eigentlich auch schon wieder alles vorbei, bevor es begonnen hatte.
Stimmt. Das war ein ganz langer Anlauf 1999. Werder hatte erneut Kontakt zu mir aufgenommen. Wir hatten das erste Spiel mit Nürnberg in der Rückrunde gegen Werder und Felix Magath hat nach der Partie ein Gespräch mit mir geführt. Da habe ich ihm gesagt, dass ich mich entschieden hatte, weiter in Nürnberg zu bleiben. Ich war von unserem Klassenerhalt überzeugt und Bremen steckte auch unten mit drin. Es gab keine Veranlassung für einen Wechsel.
Doch dann kam das legendäre Abstiegsfinale 1999, in das Nürnberg mit Riesenvorsprung hineinging und dann doch noch sensationell abstieg.
Stimmt, die Bremer hatten sich schon zwei Spieltage vor Schluss gerettet und Nürnberg war abgestiegen. Vier Mannschaften zogen damals am letzten Spieltag noch an uns vorbei und ich hatte die Riesen-Torchance uns zu retten. Einige können sich bestimmt erinnern, auf diese Szene werde ich ja heute noch angesprochen. Plötzlich waren meine Pläne alle wieder über den Haufen geworfen.
Na das war ja karrieretechnisch ein Horrorsommer mit Happyend.
So könnte man es sagen. Ich wusste dann nicht, was ich machen soll. Einerseits hatte ich das Gefühl, dass ich viel verspielen könnte, wenn ich mit Nürnberg in die zweite Bundesliga gegangen wäre. Ich hatte immerhin schon ein paar Einsätze in der damaligen A2-Nationalmannschaft und wusste, dass ich jetzt den nächsten Schritt machen musste. Andererseits fühlte ich mich schon so wie drei Jahre zuvor dem 1. FC Nürnberg verbunden und hatte ein schlechtes Gewissen wegen der ominösen Torszene. Außerdem wollte mich Nürnberg trotz allem unbedingt halten und machte noch einmal alles möglich.
Warum hat dann die Waage zu Werder ausgeschlagen?
In den beiden Tagen nach dem Abstieg haben dann sieben, acht Erstligisten angerufen, darunter auch Thomas Schaaf. Und er hat nicht locker gelassen. Fast täglich rief er danach bei mir an. Eine Woche später haben wir uns am Frankfurter Flughafen getroffen und er hat einen sehr guten Eindruck gemacht. Obwohl er erst ganz frisch als Bundesliga-Trainer arbeitete, die Führungsmannschaft bei Werder gerade im Umbruch war, hatte er ein ganz klares Konzept und wusste genau, was er wollte. Er hat mir damals gesagt, dass er sehr aggressiv spielen will, sehr offensiv. Das hat sich gut angehört. Ein paar Tage später fiel dann meine Entscheidung.
Kurios, dass ausgerechnet Otto Rehhagel fast deine Karriere bei Werder verhindert hätte.
Ja, er wollte mich damals nach Kaiserslautern holen. Das war eines der anderen Angebote. Wir hatten uns in Frankfurt getroffen und es sprach viel für einen Wechsel in Pfalz. Meine Eltern und mein Berater hatten mir dazu geraten. Aber wie immer in meiner Karriere habe ich das dann allein aus dem Bauch heraus entschieden. In Kaiserslautern war mir einfach zu viel Unruhe in der Führung. Ich wusste dagegen, dass Werder ein über Jahre seriös geführter Verein war. Sie hatten zwar sportlich ein paar Probleme, aber die Mannschaft hatte auch ein gewisses Potenzial. Außerdem war früh klar, dass sie trotz Abstiegskampf im UEFA-Pokal starten würden, weil sie im DFB-Pokal-Finale gegen den FC Bayern spielten.
Eine weitere grandiose Bauchentscheidung hast du 2002 getroffen, als du ein sehr gutes Angebot aus Leverkusen hattest und dennoch nicht gegangen bist. Immerhin wechselten andere Leistungsträger wie Frank Rost und Torsten Frings zu „großen“ Klubs, um dort Titel zu holen. Woher hattest Du diese Sicherheit, dass die Entwicklung bei Werder so durch die Decke gehen würde?
(lacht) Naja, vielleicht habe ich ja auch ein bisschen Ahnung vom Fußballgeschäft. Auch damals sprach wirklich vieles für Leverkusen. Sie standen im Champions-League-Finale, im DFB-Pokal-Finale, sind fast Meister geworden, sie wollten mich unbedingt haben und es wäre finanziell lukrativ gewesen. Aber ich war damals davon überzeugt, dass wir bei Werder zu dieser Zeit unter unseren Möglichkeiten gespielt haben, dass da mehr drin sein wird.
Hat dir dein Bauchgefühl auch vor der Saison 2003/2004 den Double-Sieg vorausgesagt?
Nein, das konnte man nicht ahnen. Damals hatte uns mit Frank Verlaat wieder ein Leistungsträger verlassen, Frank Rost und Torsten Frings waren gerade ein Jahr weg. Dieser Start-Ziel-Meisterschaftssieg war etwas ganz Außergewöhnliches. Vom ersten Spieltag an wurde die Begeisterung in der Stadt größer und größer. Als bekannt wurde, dass Ailton und Mladen Krstajic nach Schalke wechseln, gab es einen kleinen Dämpfer, der aber schon beim nächsten Spiel wieder von der Titel-Euphorie ausgeglichen wurde. Das war eine optimale Saison.
Hast du in dieser Saison auch deinen wichtigsten Treffer geschossen? Jedenfalls hat man dich nie wieder so jubeln sehen wie nach dem Siegtor in Gladbach.
Das war schon ein außergewöhnliches Tor, nicht schön, aber sehr wichtig. Ich habe den Ball mal wieder aus eins, zwei Metern über die Linie gedrückt. Aber es war kurz vor Schluss, wir waren in Unterzahl, das war schon sehr emotional. Aber mein Tor in Hamburg im UEFA-Pokal-Halbfinale würde ich auf eine Stufe stellen. Da war das Gefühl da, etwas Wichtiges beigetragen zu haben zu dieser sehr guten internationalen Saison, zu diesen verrückten Derby-Wochen.
Der Treffer sicherte euch den Einzug ins Finale. Außerdem gilt es hier noch einmal festzuhalten, dass du dieses Tor gemacht hast und nicht die berühmte Papierkugel!
Diese Szene wird auch noch lange in meiner Erinnerung bleiben. Die "Papierkugel-Ecke" kam herein, Hugo verlängert, Fäustel wehrt ab und dann Trochowski und ich im Kampf um den Ball und dann war er drin. Ich dachte in dieser Sekunde nur: entweder gehst du richtig hin und hast Erfolg, oder du zögerst, triffst nicht und gehst mit einem Nasenbeinbruch nach Hause. Die Erfahrung hatte ich bei Werder ja auch schon zwei Mal gemacht.
Hast du noch andere technische Daten deiner Karriere im Kopf außer zwei Nasenbeinbrüche, 16 Bundesliga-Tore, je einmal Meister und Pokalsieger, Vize-Weltmeister und Vize-Europapokalsieger?
(lacht wieder) … drei Eigentore, vier Mannschaftsbusse und neun Trainer verschlissen, der zehnte, Thomas Schaaf, arbeitet noch.
Du hast mit zehn Trainern im Profifußball gearbeitet, obwohl du jetzt zehn Jahre mit Thomas Schaaf verbracht hast? Da würde aber niemand drauf kommen, das könnte mal eine knifflige Frage bei "Wer wird Millionär?" sein. Kannst Du noch alle aufzählen?
In Nürnberg gab es zu meiner Zeit bei der Trainerbesetzung das Kontrastprogramm zu Werder. Es fing bei mir 1994 mit Rainer Zobel an, als ich aus der Jugend zu den Profis kam. Zwei Spieltage vor der Winterpause kam Dieter Renner, nach der Winterpause Günter Sebert bis zum Sommer. Zur neuen Saison startete Hermann Gerland seine Arbeit, der wiederum wurde drei, vier Spieltage vor Saisonende entlassen. Es kam Willi Entenmann mit dem wir in die Regionalliga gegangen sind und wieder in die 2. Bundesliga aufsteigen konnten. Dort wurde er nach drei, vier Spieltagen wieder entlassen und Felix Magath übernahm das Amt. Er führte uns in die erste Liga, konnte sich jedoch dann im Laufe der Vorbereitung auf die erste Liga mit der Vereinsführung nicht auf einen Vertrag einigen und ist gegangen. Willi Reimann kam bis kurz vor der Winterpause und musste dann aus gesundheitlichen Gründen seiner Frau aufhören. Thomas Brunner kam für ein paar Spiele und in der Winterpause übernahm dann Friedel Rausch bis zum Sommer. Das waren neun Trainer in vier Jahren.
Gab es Übungsleiter in Deiner Karriere, denen Du besonders dankbar bist?
In zehn Jahren mit Thomas Schaaf hatte ich ein sehr gutes, vertrauensvolles Verhältnis, wie man es sich nur wünschen kann, aber es gab auch einige andere, die sehr großen Anteil an meiner Karriere haben. Das fing schon in Grombühl an. Bei Nürnberg möchte ich Reinhold Hintermaier nennen. Ein Österreicher, der mit 39 in Nürnberg noch gespielt hat und im Pokalfinale 1982 mal aus 40 Metern ein Tor schoss, ein super Fußballer. Er war mein A-Jugend-Trainer und ist dann relativ kurzfristig Amateurtrainer und Co-Trainer bei den Profis geworden. Wenn er nicht gewesen wäre, hätte ich da keine Chance bekommen. Er hat sich sehr für mich eingesetzt.
Warum war Dein Profi-Start so schwierig?
Ich hatte nach der A-Jugend fünf Einsätze bei den Profis, hatte mich dann aber verletzt. In der Rückrunde war dann ein neuer Trainer da und ich hatte überhaupt keine Chance, weil ich zusätzlich auch mein letztes Lehrjahr absolviert habe und eigentlich nur abends bei den Amateuren mittrainieren konnte oder Urlaub nehmen musste, um mal bei den Profis dabei sein zu können. Reinhold Hintermaier hat mich in dieser Zeit immer wieder bestärkt. Meine erste richtig gute Profi-Saison habe ich dann aber auch Hermann Gerland zu verdanken. Er hat mich nach ein paar Spielen reingeworfen und mich immer wieder gefördert.
Du hast Nürnberg also viel zu verdanken und bist dem Club verbunden geblieben.
Ja, klar! Ich habe dort insgesamt acht prägende Jahre gespielt. Aber es ist auch normales Fanverhalten. Ich bin in Würzburg aufgewachsen und habe schon ganz früh den Nürnbergern die Daumen gedrückt. Ich freue mich, dass sie jetzt die Relegation geschafft haben und würde mich freuen, wenn sie den Aufstieg in die erste Liga wieder packen.
Das Interview führte Michael Rudolph
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28.05.2009 13:36 |
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RE: "Fast täglich rief Thomas Schaaf bei mir an" |
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Zitat: |
Original von Metallica80
Diese Szene wird auch noch lange in meiner Erinnerung bleiben. Die "Papierkugel-Ecke" kam herein, Hugo verlängert, Fäustel wehrt ab und dann Trochowski und ich im Kampf um den Ball und dann war er drin. Ich dachte in dieser Sekunde nur: entweder gehst du richtig hin und hast Erfolg, oder du zögerst, triffst nicht und gehst mit einem Nasenbeinbruch nach Hause. Die Erfahrung hatte ich bei Werder ja auch schon zwei Mal gemacht. |
Der Typ ist echt geil drauf
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28.05.2009 14:07 |
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Pokal-Käpt'n Baumann exklusiv : "Ich war ein Torjäger!" |
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Nach seiner zehnten Saison bei Werder Bremen hat Frank Baumann seinen Rücktritt von der aktiven Karriere bekannt gegeben. Mit dem DFB-Pokal in den Händen hat er Schluss gemacht. Doch nach 15 Profijahren bleibt er Werder erhalten, im Januar 2010 wird er als Assistent von Klaus Allofs ein Büro in der Werder-Geschäftsstelle beziehen. In einem langen Exklusiv-Interview mit WERDER.DE sprach er kurz vor dem Pokalfinale mit WERDER.DE. Heute der letzte Teil 3 des Gesprächs!
Baumi, in so einer langen Karriere triffst du ja die unterschiedlichsten Typen, mit denen man in einer Mannschaft verbunden ist? Kannst Du ein paar Aufzählen, die Dir ganz spontan einfallen?
Spontan?! Eine riesige Erscheinung war gleich in meinem ersten Werder-Jahr Julio Cesar. Er war von seiner ganzen Ausstrahlung ein Spieler, auf den die Beschreibung Weltstar wirklich passte. Er kam zu uns und hatte bereits riesige Erfolge erlebt. Bei Juve und Dortmund hatte er internationale Titel geholt, war mit Brasilien schon 1986 bei der WM. Er hat uns absolute Professionalität vorgelebt, trat mannschaftsdienlich auf. Obwohl er seine körperlichen Probleme hatte, war er in seiner kurzen Zeit, die er da war, sehr wichtig. Er hat dem Team einen gewissen Impuls gegeben.
Wer würde auf deiner potenziellen spontan zusammengestellten Typen-Liste folgen?
Interessant fand ich ganz oft Mitspieler aus anderen Ländern, die andere Vorstellungen, andere Gewohnheiten einbrachten. Joe Micoud gehört genau so dazu. Er ist ein Typ, der innerhalb der Mannschaft sehr viel positiven Einfluss auf uns genommen hat. Auch er war absolut professionell. Auch er strahlte die absolute Erfolgsorientierung aus. Aber natürlich gab es auch andere herrliche Typen, die man in so einer Zeitspanne kennen lernen konnte. Ailton muss man einfach nennen. Frank Rost, Tim Wiese, Stefan Brasas - eben Typen, die sich nicht große verbiegen ließen und sich immer treu blieben, und ganz wichtig, bei denen trotzdem die Leistung stimmte.
Sind auch Freundschaften zu Teamkollegen entstanden?
Bei Freundschaften war ich immer abwartend, zurückhaltend, weil es in diesem Geschäft immer eine große Fluktuation gibt und eigentlich nie genug Zeit bleibt, um eine richtige Freundschaft über Jahre aufrecht zu erhalten und zu vertiefen. Mir war es immer wichtiger den Freundeskreis, den ich außerhalb dieses – überspitzt gesagt - Profizirkuses hatte, zu pflegen, um einen Gegenpol zu diesem schnelllebigen Geschäft zu haben. Auch in Bremen haben wir so einen Kreis außerhalb des Fußballs sehr schnell gefunden, Nachbarn, Eltern der Freunde unserer Kinder. Das war auch eines der Wohlfühlfaktoren, die immer für Bremen sprachen. Aber natürlich gab es auch Mitspieler, mit denen ich mich wirklich sehr, sehr gut verstehe. Menschen, wie Marco Bode oder Per Mertesacker und einige andere.
Hat Dir diese Verwurzlung in deinen Freundeskreis geholfen, diese Jahre im Profitum ohne Skandale zu überstehen? Es gab nie negative Schlagzeilen über dich, und doch hast du soviel erreicht wie nur wenige Fußballer. Das ist selten.
Ich glaube, wenn man genauer hinschaut, gibt es davon einige Spieler, nur man liest eben nicht soviel über sie. Es wird mehr über andere Typen geschrieben, die auf dem Platz für mehr Schlagzeilen sorgen. Stürmer und offensive Mittefeldspieler stehen einfach mehr im Fokus der Medien. Aber auch ich hätte sicher mehr Schlagzeilen haben können und damit auch mehr verdienen können, aber ich wollte das nicht. Ich war in Nürnberg Führungsspieler und hier in Bremen nach einem Jahr Kapitän, ich hätte sicher oft den einen oder anderen Spruch anbringen können. Aber es wird insgesamt überbewertet, wenn einer wild gestikulierend über den Platz rennt und hinterher in der Öffentlichkeit Dampf ablässt. Ich glaube fast, dass das jeder Profi könnte, egal welcher Typ er ist. Es wird verkannt, dass es oft schwieriger ist, ruhig zu bleiben und die Dinge intern zu regeln. Aber das muss jeder für sich selbst wissen und es ist oft auch gut für ein Team, wenn es verschiedene Typen hat.
Am Ende muss ich noch die beiden unvermeidlichen Fragen nach dem schönsten und dem schlimmsten Moment Deiner Werder-Karriere abarbeiten.
Das sind doch typische Fragebogen-Fragen, da dauert es bei mir wieder etwas länger. Fangen wir mit den negativen Dingen an. Das geht schneller, weil man sie oft verdrängt. Ganz bitter war für mich die Niederlage gegen Juve 2005, als wir kurz davor waren mit Werder auch international den nächsten Schritt zu machen. Da waren wir so nah dran, eine große Mannschaft aus der Champions League zu eliminieren und selbst ins Viertelfinale einzuziehen, das hätte uns auch für die nächsten Jahre weitergebracht.
Gab es mehr von solchen Spielen, an die Du Dich nicht gern erinnerst?
Weitere Niederlagen oder schlechte Phasen herauszupicken, fällt mir eigentlich schwer. Bei allem Erfolg hatten wir immer mal wieder so eine Phase, in der wir nicht glänzen konnten. Phasen, in denen einfach mehr drin war und wir nicht das Optimale ausgeschöpft haben. Der UEFA-Cup-Sieg 2007 wäre vielleicht leichter möglich gewesen, als in diesem Jahr. Die Meisterschaft 2007 haben wir durch eine schlechten Lauf am Ende verspielt.
Welche positiven Gegenstücke gab es?
Unzählige! Da gab es sehr viele sportlich Momente und Szenen neben dem Platz. Es gab eine Reihe sehr schöner Abende mit der Mannschaft, an die ich mich gern zurückerinnere. Und sportlich muss man die Double-Saison herausheben, mit dem Sieg in München und den anschließenden fast dreiwöchigen Feierlichkeiten inklusive Pokalsieg. Zu meinen schönsten Siegen gehörte auch der 4:0-Sieg gegen Lyon im UEFA-Cup 1999, der mir immer noch sehr präsent ist.
Eine positive Phase muss Dir auch noch präsent sein. Was verbindest Du mit den Wochen vom 11. Februar bis zum 12. März 2000?
Du wirst überrascht sein, dass ich genau weiß, worauf du hinaus willst. Ich weiß nicht wie viele Tore ich geschossen habe, aber in dieser Zeit habe ich oft getroffen.
Richtig, von Deinen 16 Treffern in zehn Jahren hast Du in diesen vier Wochen vier Tore erzielt. Was hast Du in dieser Zeit gefrühstückt?
Nichts besonders. Es gibt eine ganz einfache Erklärung dafür: Eine Woche zuvor bin ich zum ersten Mal Vater geworden und das hat mich damals total beflügelt. Nach der Geburt meiner Tochter hatte ich offensichtlich soviel positive Energie, dass selbst ich getroffen habe. Die Zahlen belegen das ja. Ich war ein Torjäger.
Das Interview führte Michael Rudolph
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__________________ Lieber eine Schwester im Puff,als einen Bruder beim FC Bayern München!
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02.06.2009 15:26 |
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