Geschrieben von Johannes80 am 30.11.2009 um 10:45:
Parolen, Hektik, Randale - Bayer baut Führung aus
Dumme Parolen, Provokationen und randalierende Chaoten in Städten und Stadien - die Fußball-Bundesliga gibt auch abseits des internationalen Wett-Skandals mit unangenehmen Begleiterscheinungen derzeit kein schönes Bild ab. Offenbar animiert durch provozierende Aussagen von Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wurde Hoffenheims Mäzen Dietmar Hopp beim 2:1- Erfolg des BVB in Sinsheim erneut Zielscheibe übler Beschimpfungen und Beleidigungen. In Bochum, Bielefeld und Berlin gab es am Wochenende Ausschreitungen mit zahlreichen Verletzten und Festnahmen.
Angesichts dieser Vorkommnisse geriet das sportliche Geschehen fast in den Hintergrund. Dabei gab es eine neue Gala von Bayer Leverkusen zu bestaunen. Mit einem mühelosen 4:0 (2:0) über den VfB Stuttgart baute das Team von Trainer Jupp Heynckes die Tabellenführung auf drei Punkte aus und avancierte damit endgültig zu einem der Topfavoriten auf den Titel. Einmal mehr profitierte Bayer von der Treffsicherheit seines Nationalstürmers: Stefan Kießling erzielte seine Saisontore zehn, elf und zwölf.
Zurück in die Erfolgsspur fand der FC Bayern München. Nach zuletzt drei Remis in der Bundesliga gelang dem Rekordmeister in Hannover ein verdientes 3:0 (1:0). Dank der Tore von Thomas Müller, Ivica Olic und Mario Gomez verbesserte sich der zuletzt wankende Titelaspirant auf Rang vier.
Gleichwohl wurde mehr über die Ausschreitungen in anderen Städten als über den anhaltenden Höhenflug der noch immer ungeschlagenen Leverkusener oder die Kehrtwende beim FC Bayern geredet. «Das ist ja heute noch glimpflich ausgegangen. Aber stellen Sie sich vor, die Dortmunder hätten nicht gewonnen. Dann hätten die Fans hier möglicherweise alles kurz und klein geschlagen», betonte Hopp. Wie schon beim Duell im September 2008, als sein Konterfei hinter einem Fadenkreuz zu sehen war, sah er sich mit Schmähgesängen der BVB-Fans und Plakaten mit hässlichen Aufschriften wie «Fußballhure» und «Fahr zur Hölle Hopp» konfrontiert.
Watzke hatte mit verbalen Angriffen gegen 1899 und Hopp wenige Tage vor der Partie die Stimmung unnötig aufgeheizt. Sein anschließender Appell an die Fans, den Milliardär nicht böswillig zu attackieren, hatte die Wirkung verfehlt. Hopp sprach von einem «scheinheiligen Brief». Es war «schon ein bisschen Brandstiftung dabei», meinte 1899-Manager Jan Schindelmeiser. Immerhin distanzierte sich Watzke «in aller Deutlichkeit» von den Chaoten: «Am besten man beachtet die gar nicht mehr, dann läuft sich das auch tot.»
Unschöne Bilder gab es auch in anderen Städten. Am Rande der trostlosen Nullnummer zwischen VfL Bochum und 1. FC Köln kam es am Freitagabend zu Ausschreitungen von Kölner Fans. Sie randalierten in der Innenstadt und am Stadion. Es gab insgesamt 19 Festnahmen und neun Verletzte, darunter zwei Ordner und ein Polizeibeamter. «Das hat mit Fußball nichts zu tun. Ich weiß nicht, was in diesen Köpfen vorgeht. Das ist krank. Jeder Verletzte ist zu viel», sagte VfL- Sportvorstand Thomas Ernst entsetzt.
In Bielefeld musste die Polizei gegen Hunderte von HSV-Anhängern vorgehen, die mit dem Zug auf der Weg zum Spiel bei Mainz 05 (1:1) waren. Bereits im Zug hatten sie gewütet, bei einem Zwischenstopp in Celle einen Kiosk geplündert. Einen Aufenthalt in Bielefeld nutzen sie, um zwei Geschäfte im Hauptbahnhof sowie einen Servicepoint zu verwüsten. Verletzt wurde laut Polizei niemand, jedoch wurden rund 150 aggressive und alkoholisierte Fans in Gewahrsam genommen und später in Bussen nach Hamburg zurückgeschickt.
Beim Spiel zwischen dem abgeschlagenen «Schlusslicht» Hertha BSC und Eintracht Frankfurt (1:3) prügelten sich Anhänger beider Clubs. Es gab 66 Festnahmen. Rund 50 sogenannte Problem-Fans aus Frankfurt griffen vor dem Anpfiff Hertha-Anhänger an. Nach Polizeiangaben warfen sie vor dem Olympiastadion mit Flaschen und traktierten ihre Gegner mit Schlägen und Tritten.
Fußball gespielt wurde auch noch: Dabei war 14. Spieltag kein guter für die Heim-Mannschaften. Neben Leverkusen landete nur Mönchengladbach vor eigenem Publikum einen Erfolg. Beim 1:0 brachte die Borussia dem FC Schalke 04 die erste Auswärts-Niederlage der Saison bei. Felix Magath nahm den verpassten Sprung an die Bundesliga-Spitze nicht einmal so tragisch. «Das einzig Gute ist, dass wir nicht Tabellenführer geworden sind», sagte der Schalke- Coach, der nun nicht befürchten muss, dass seine Profis abheben.
Im Spitzenspiel gegen den deutschen Meister VfL Wolfsburg rettete Per Mertesacker Werder Bremen mit seinem Ausgleichstor zum 2:2 erst in der Nachspielzeit die Serie von 21 Pflichtspielen ohne Niederlage.Trotz der guten Ausgangsposition dämpfte Mertesacker die Erwartungen. «Es bringt nichts, über irgendeinen Titel zu reden, der erst im Sommer vergeben wird», sagte der Nationalspieler.
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