Geschrieben von Johannes80 am 20.10.2009 um 09:21:
Andreas Herzog: "Mein Herz hängt an Werder"
Andreas Herzog ist Ex-Werderaner und Österreicher – klar, dass er vor dem Euro-League-Spiel zwischen Austria Wien und Werder Bremen als Experte besonders gefragt ist. WERDER.DE sprach mit dem heutigen U21-Nationaltrainer der Alpenrepublik über das reizvolle deutsch-österreichische Duell, Wiener Schnitzel und Beschimpfungen der gegnerischen Fans.
Hallo Andi, wirst Du im Stadion sein, wenn Dein Ex-Klub Werder am Donnerstag in deiner Heimat bei Austria Wien antritt?
Nein, das ist leider nicht möglich, da ich bei den Europa-League-Spielen als Experte für den Fernsehsender Sky arbeite. Ich werde das Spiel im Studio in München sehen.
Die Austria hat in der österreichischen Bundesliga gerade durch einen 1:0-Sieg gegen Meister Red Bull Salzburg aufhorchen lassen, ist nach Punkten mit dem Tabellenführer gleichgezogen. Auf was für einen Gegner muss Werder sich gefasst machen?
Die Austria hat gegen Salzburg sehr gut gespielt. Sie hat aber das Problem, dass ihre beiden besten Stürmer (der Österreicher Rubin Rafael Okotie und der Tscheche Tomas Jun, d. Red.) für mehrere Monate verletzt sind. Im Mittelfeld haben sie momentan ihre gefährlichsten Spieler: Milenko Acimovic und Zlatko Junuzovic, der auch zuletzt das Siegtor gegen Salzburg geschossen hat.
Du wohnst in der unmittelbaren Nähe der österreichischen Hauptstadt. Was sollten sich Werder-Fans, die nach Wien reisen, in der Stadt auf keinen Fall entgehen lassen?
Na, sie sollten sich schon ein Wiener Schnitzel gönnen… (lacht) Und im 1. Bezirk, der inneren Stadt, gibt es viele schöne Lokale, Cafés und Geschäfte. Unbedingt sehenswert sind zum Beispiel die Hofburg (ehemalige Kaiserresidenz, d. Red.), die spanische Hofreitschule und der Stephansdom. Wien ist schon eine wunderschöne Stadt.
Das klingt aber, als würde man kaum an einem Tag das volle Programm schaffen…
Nein, nein, es liegt alles sehr zentral, man kann die Stadt gut zu Fuß erkunden. Oder natürlich mit einer Pferdekutsche, dem Fiaker. Und wenn ihr Glück habt, ist sogar gutes Wetter. Wir hatten hier schon den ersten Schnee, aber es soll wieder wärmer werden.
Zurück zum Sportlichen: Wie beurteilst Du die erfolgreiche Entwicklung bei Werder in dieser Saison?
Die Mannschaft ist auf jeden Fall kompakter geworden, ihr Spiel ist nicht mehr so abhängig von einem Spieler wie Diego, der alles überstrahlt hat. Man konnte nicht erwarten, dass Mesut Özil direkt in seine Fußstapfen tritt. Seine Leistung finde ich umso überraschender nach so einer langen Saison und der tollen U21-Europameisterschaft. Auch in der Nationalmannschaft ist er ja schon ein wichtiger Spieler. Aber Werders Plus ist, dass sie nicht nur Özil haben, sondern mit Spielern wie Hunt, Marin und Pizarro viele Möglichkeiten in der Offensive besitzen. Dass die Defensive gestärkt wurde, ist ein zweiter wichtiger Faktor ihres Erfolgs.
Wie sieht es mit Deinem Kontakt nach Bremen aus?
Seit ich die österreichische U21 trainiere, ist es etwas weniger geworden. Vorher, als Co-Trainer der Nationalmannschaft, hatte ich natürlich häufiger mit Sebastian Prödl und Martin Harnik zu tun. Aber es ist immer schön in Bremen zu sein, ich habe dort noch viele Freunde.
Dein Tipp fürs Spiel in Wien?
Vom Papier ist Werder der Favorit und auch in der besseren Ausgangsposition. Die Bremer haben schon sechs Punkte, sie müssen im Gegensatz zur Austria nicht unbedingt gewinnen. Einiges wird davon abhängen, ob sie mit ihrer Bestbesetzung antreten oder ob Thomas Schaaf vielleicht dem einen oder anderen Spieler eine Verschnaufpause gönnt. Die Austria ist gut drauf, hat aber Personalsorgen. Deshalb sage ich: Werder hat das Zeug in Wien zu gewinnen, aber es wird kein leichter Weg.
Und wem drückst Du die Daumen?
Einerseits bin ich Österreicher und Patriot, andererseits bin ich in Bremen nie so beschimpft worden wie in Wien von den Fans der Austria. Das lag natürlich daran, dass ich vom Stadtrivalen Rapid komme und dort auch lange gespielt habe. Ich sag es mal so: Mein Herz hängt an meinen Ex-Vereinen, an Werder und Rapid.
Interview: Kevin Kohues
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